Ungeschminkt – oder: Wo sind die Betroffenen?
Es ist finster auf der Autobahn. Schneeregen klatscht gegen die Scheibe und die entgegen kommendem Fahrzeuge blenden aufdringlich. Es ist früh am Morgen und das Auto fährt in Richtung Berlin. „Die eigentlich Betroffenen drehen sich jetzt nochmal um, in ihrem warmen Bett“, schimpft der Fahrer. Neben ihm sitzen die Landtagsabgeordnete und hinten ein Verwaltungsangestellter und eine Rentnerin. Alles keine Hartz IV-Empfänger, die das Sparpaket zwar mächtig aufregt aber die es eben nicht unmittelbar betrifft. Vier Personen fahren aus Großenhain zum Protest nach Berlin. Das war die ganze Resonanz auf einen öffentlichen Aufruf in der SZ. Der heiße Herbst verkommt langsam zu einem lauen Lüftchen, könnte man denken. Vor ein paar Jahren sind wir noch mit Gewerkschaftsbussen nach Berlin gefahren. Was ist los? Der Begründungen (und Ausreden) gibt es sicher viele. Schlechtes Wetter, die hohe Polizeipräsens, Terrorankündigungen, Bequemlichkeit,
Resignation, oder vielleicht sogar Zufriedenheit mit der jetzigen Situation. Wir wissen keine Antwort darauf. Jedenfalls, wenn wir so weiter machen, kann sich die Opposition samt Gysi, der eine sehr kämpferische Rede hielt, noch so abmühen. Den Regierenden wird es nicht mal ein müdes Lächeln abringen.
(etwas enttäuscht) Harald Kühne
PS: Übrigens ein Bus mit dreißig Teilnehmern hätte pro Person ca. 12.00 Euro gekostet und in Härtefällen hätte das auch noch Kerstin Lauterbach bezahlt. Am Geld dürfte es also auch nicht liegen. Oder?